Norbertuskapelle

Die Lage der Kapelle

Die Kapelle liegt an der Landstraße 106 zwischen Kalterherberg und Mützenich in unmittelbarer Nähe der Reichensteiner Brücke. Neben der Kapelle fließt ein kleiner Bach, der etwas unterhalb der Brücke in die Rur mündet.

Die Kapelle als Denkmal

In der Liste der Baudenkmäler in Monschau ist die Kapelle unter der Nummer 380 eingetragen. Sie gehört damit zu den Baudenkmälern nach dem Denkmalschutzgesetz NRW (DSchG NRW) aus dem Jahre 1980. Auf einer kleinen Metall -Tafel an der Stützmauer neben dem Treppenaufgang zur Kapelle ist festgehalten, welche Gründe zur Anerkennung als Baudenkmal geführt haben. Dazu heißt es auf der Tafel: "Die Norbertus-Kapelle ist errichtet worden durch das Dekanat Monschau im Frühjahr 1926 zum Andenken an den Hl. Norbertus, den Gründer des Prämonstratenser-Ordens (auch in Reichenstein). Am 6. Juni 1926 wurde die Kapelle nach einer Prozession aus Monschau und den umliegenden Dörfern durch den Generalvikar Dr. Josef Vogt eingeweiht, den späteren Bischof von Aachen. Im Achteck wurde die Kapelle geplant durch den Architekten Fortmann aus Köln. Bald wurde sie Treffpunkt für die kath. Jungfrauen und Jungmännerkongregationen. Bis heute ist sie Denkmal kath. Glaubens in Erinnerung der frommen Mönche und Nonnen in Reichenstein".

Die Quellenlage

Nachrichten zur Geschichte der Kapelle und ihrer Bedeutung für Kalterherberg und das Monschauer Land finden sich in verschiedenen Quellen. Hans Peter Schiffer aus Kall beschreibt in seinem 2005 erschienenen achten Band der Buchreihe Kirchen und Kapellen in der Region Eifel auch die Norbertuskapelle. Im heimatgeschichtlichen Lesebuch Kalterherberg von 1814 bis 1944 von Kurt Mertens aus Monschau gibt es auch Nachrichten, die mit dem Kapellenbau zusammenhängen. Die Totenzettelsammlung des Geschichtsvereins Monschauer Land gibt Auskunft über Priester, die am Kapellenbau beteiligt waren. Über die Einweihung der Kapelle und die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen berichtete der Montjoier Stadt- und Landbote in mehreren Ausgaben. Zur Nachkriegszeit belegen mehrere Veröffentlichungen in den Lokalausgaben der beiden Zeitungen des Zeitungsverlages Aachen Wissenswertes. Akten aus dem Kalterherberger Pfarrarchiv zeigen auf, welche Restaurierungsarbeiten die Pfarre in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg in Auftrag ab. Die Schrift "Hundert Jahre Eifeldom 1901 bis 2001" der Pfarre Kalterherberg enthält Nachrichten und Bildmaterial zur frühen Geschichte der Kapelle. Bildmaterial aus den ersten Jahren der Kapelle enthält auch die Jubiläumsschrift: Im Schatten des Eifeldoms, 1996 herausgegeben vom Turnverein und Trommler- und Pfeifer Korps.

Architektur der Kapelle

Die Kapelle ist ein achteckiger Bau mit rundbogigem Portal, geschweiftem Dach und Zwiebelhaube. Von der L 106 führen zwei Treppenaufgänge direkt zum Innenraum. Im Inneren hat die Kapelle eine Holzdecke,

die aus achtseitigen Feldern besteht. Die Zahl Acht weist im Christentum auf die durch Jesus verkündeten acht Seligpreisungen (Mt 5,3-10) hin. Den Mittelpunkt der Kapelle bildet das Standbild des Hl. Judas Thaddäus. Links davon ist in Sgraffito-Wandmalerei das Bild des Hl. Hermann Josef von Steinfeld dargestellt, rechts befindet sich die Darstellung des Hl. Norbert von Xanten. Das Bild des Hl. Hermann Josef von Steinfeld ist umschrieben mit: Freu dich, jauchze, heilige Rose, tröst' das Herz mir, makellose, hör mein Flehen voller Güte, und in Christus mich behüte, treu in deiner milden Hand. Das Bild des Hl. Norbert von Xanten ist umschrieben mit: Ich war bei Hof und war in kirchlichen Würden, aber ich habe erfahren, nichts Besseres gibt es, als Gott ganz gehören. Im Innenraum sind Tafeln von Gläubigen angebracht, die dem Hl. Judas Thaddäus oder dem Hl. Norbert für seine Fürsprache bei Gott danken. Judas Thaddäus ist nach dem Ökumenischen Heiligenlexikon Patron von Goslar. Er gilt als Helfer in schweren Nöten und Anliegen und in verzweifelten Situationen. Norbert ist im Heiligenlexikon als Patron von Böhmen und dem Magdeburger Land aufgeführt. Er gilt als Helfer für eine glückliche Geburt.

Geschichte der Kapelle

Die Initiative zum Bau einer Kapelle an der Reichensteiner Brücke geht auf Oberpfarrer und Dechant Theodor Temming (geb. 05.03.1877, gest. 24.02.1958) aus Monschau zurück. Er wirkte bis 1927 in Monschau. Danach war er Pfarrer an St. Michael in Köln und gleichzeitig Erzbischöflicher Geistlicher Rat. Die Kapelle gehört heute zur Pfarrgemeinde St. Lambertus in Kalterherberg. Bau und Einweihung der Kapelle fallen in die Amtszeit von Pfarrer Heinrich Winterscheidt (geb. 03.12.1861, gest. 26.07.1927). Er war vom 09.07.1914 bis 26.07.1927 Pfarrer an St. Lambertus. Die Geistlichkeit des Dekanates Monschau verfolgte mit der Initiative zum Bau der Kapelle eine angemessene Würdigung der 1000jährigen Zugehörigkeit des Rheinlands zum Deutschen Reich. Das Monschauer Land sollte den Nachfolgern des Heiligen Norbert, den Prämonstratensern, die über 300 Jahre seelsorgerisch in Eicherscheid, Höfen, Kalterherberg, Monschau und Roetgen gewirkt haben, ein besonderes Denkmal setzen. Die Erlöse aus einer Verlosung, zu der Gläubige aus dem gesamten Dekanat Beiträge leisteten, bildeten den Grundstock für die Finanzierung des Kapellenbaus. Als Preise waren eine Schlafzimmer-Einrichtung, eine Küchen-Einrichtung und eine Nähmaschine ausgelobt. Der Kreisausschuss hat am 13.06.1926 500 Mark für die Fenster der Kapelle gestiftet. Den Antrag dazu stellte Dechant Temming. Die Zivilgemeinde Kalterherberg steuerte in einem auf 90 Jahre befristeten Pachtvertrag das Baugelände bei. Das Bruchsteinmauerwerk führten die Gebrüder Goffart aus. Die Kuppel stellte die Firma Leyens her. Bei der Einweihung am 06.06.1926 zogen Prozessionen aus Monschau, Kalterherberg, Höfen, Rohren, Mützenich, Konzen und Imgenbroich zur Kapelle. Es sollen etwa 2000 Gläubige an der Einsegnung durch Generalvikar Dr. Josef Vogt teilgenommen haben. In den ersten Jahren nach der Einweihung hat es mehrere größere Prozessionen zur Kapelle gegeben. Das Montjoier Volksblatt berichtet am 29. März 1934: Unter Rosenkranzgebet und Gesang pilgerten die Männer andächtig und gesammelt das Rurtal hinauf, vom silbernen Mondschein umrahmt. Die gesamte Zahl der Männer, die sich an der Kapelle zusammenscharten, betrug gewiss an die 800 Mann, zumal die Montjoier Männerwelt fast restlos vertreten war. Unmittelbar nach den Kriegsjahren führte Pfarrer Karl Schlömer neben dem Heiligen Norbertus die Verehrung des Heiligen Judas Thaddäus ein. Pfarrer Schlömer gab auch die heute noch vorhandene Sgraffito-Arbeit des Bremer Malers und Graphikers Kurt Claussen-Finks in Auftrag. Auch heute ist der Zulauf zur Kapelle ungebrochen. Prozessionen dorthin gibt es nicht mehr. Aus Kalterherberg, dem gesamten Monschauer Land und aus den Regionen Aachen, Düren und Heinsberg finden sich immer wieder Leute an der Kapelle ein, um dort um Hilfe zu bitten oder auf ihrem Wanderweg an der Kapelle in Ruhe zu verweilen.